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Digitale Heizungsoptimierung im Quartier

Smart, effizient, zukunftsfähig: Das Quartier Jena-Lobeda

Quartier Jena-Lobeda

Im Smarten Quartier Jena-Lobeda verbindet sich technologische Innovation und nachhaltiges Stadtleben zu einem zukunftsweisenden Modell der Energiewende. Die Stadtwerke Jena vernetzen hier zentrale Lebensbereiche wie Wohnen, Energie, Mobilität und Gesundheit – intelligent, effizient und praxisnah. Ziel ist es, die Energieeffizienz im Quartier deutlich zu steigern und zugleich den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner komfortabler und klimafreundlicher zu gestalten.

Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Es kombiniert energetische Sanierung mit digitaler Infrastruktur und sozialen Komponenten wie Community-Management und Gesundheitsangeboten. So entsteht ein umfassend vernetztes, smartes Wohnumfeld, dass auch das soziale Miteinander stärkt.

Projektstart: 2018
Quartier: 300 Wohneinheiten in 6- und 11-geschossigen Gebäuden
Fläche: Wohnfläche: 14.566 m2, Gewerbefläche: 278 m2
Gebäudetyp: WBS 70, Baujahr 1983
Förderprogramme: Innenstadtstabilisierungsprogramm, KfW-Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“, Solar Invest der Thüringer Aufbaubank, KfW-Förderprogramm „Altersgerecht Umbauen“, Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) 
Einsparungen: am Gesamtstandort ergeben sich bis jetzt Energieeinsparung von rund 30 %

Ausgangszustand

Das Smarte Quartier Jena-Lobeda liegt im südlichen Teil der Stadt. Die Gebäude stammen aus dem Jahr 1983 und bestehen aus sechs- und elfgeschossigen Plattenbauten des Typs WBS 70, wie sie vielerorts in den 1980er-Jahren zur schnellen Wohnraumschaffung errichtet wurden. 

Vor Projektbeginn zeigte sich das energetische Einsparpotenzial deutlich: Die durchschnittlichen Heizenergieverbräuche der Jahre 2015 bis 2018 lagen zwischen 72 und knapp 80 kWh/m²a – und damit in der Energieeffizienzklasse D. Dies entsprach einem jährlichen Gesamtverbrauch von 361 bis 396 MWh pro Gebäude. Der energetische Zustand war damit typisch für unsanierte Plattenbauten dieser Generation – technisch überholt und mit hohem Energiebedarf.
Diese Ausgangslage bot ideale Voraussetzungen, um exemplarisch zu zeigen, wie sich bestehende Quartiere durch smarte Technologien, gezielte Sanierungsmaßnahmen und ein ganzheitliches Konzept zukunftsfähig weiterentwickeln lassen.

Im Rahmen des Projekts wurden energetische Sanierungsmaßnahmen, digitale Infrastruktur und soziale Komponenten – wie Community-Management und Gesundheitsangebote – miteinander verknüpft, um ein ganzheitlich smartes Wohnumfeld zu schaffen.

Als Teil des Reallabors JenErgieReal liefert das Projekt zudem Erkenntnisse für den Aufbau eines virtuellen Kraftwerks, in dem Erzeuger, Verbraucher und Speicher digital verbunden sind. Das Quartier zeigt, wie innovative Technik und nachhaltiges Handeln die Entwicklung zukunftsfähiger Stadtteile ermöglicht.

Maßnahmen

Ausgehend von einem funktionalen, aber energetisch überholten Gebäudebestand wurde das Smarte Quartier Jena-Lobeda gezielt und schrittweise modernisiert – mit dem Fokus auf Energieeffizienz, Digitalisierung und Lebensqualität.

Im ersten Schritt wurde bereits vor 19 Jahren mit der Dämmung der Geschossdecke begonnen, alte Fenster gegen moderne mit Isolierverglasung ausgetauscht und die Fugendichtungen der Gebäudehülle ausgebessert. Ein zentrales Element des Projekts war die Ausstattung aller 230 Wohnungen mit umfassender Smart-Home-Technologie. Dazu zählen intelligente Heizungssteuerungen, Licht- und Steckdosensteuerung, Videoklingeln, Feuchtigkeitsmessung sowie ein elektronisches Schließsystem.

Die eingesetzte Gebäudeautomation (GA) sorgt für eine bedarfsgerechte, zentral gesteuerte Energieversorgung. Sie verbessert das Raumklima und optimiert den Heizbetrieb im gesamten Gebäude. Die intelligente Heizungssteuerung allein führte zu einer Senkung des Wärmeverbrauchs um rund 30 Prozent.

Ein neu eingeführtes Quartiersmanagement unterstützt die Mietenden aktiv bei der Nutzung der mit der digitalen Technik oder beim Zugang zu neuen Gesundheits- und Serviceangeboten im Quartier.

Maßnahmen im Überblick

  • Smart Meter zur transparenten Verbrauchserfassung und Optimierung des Verhaltens der Nutzenden
  • Intelligente Heizungsregelung mit ImmoheatIQ, die Lösung von BRUNATA-METRONA für bedarfsgerechte, energieeffiziente Raumtemperierung
  • Energetische Sanierung gezielte Fugensanierung, Einbau Kunststofffenster mit Isolierverglasung, Dämmung der Geschossdecke
  • Dezentrale Warmwasserbereitung mit elektrischen Durchlauferhitzern – keine zentralen Zirkulationssysteme
  • Elektronisches Schließsystem mit „Zentral-Aus“-Funktion für Licht und definierte Steckdosen
  • Optionale Erweiterungen durch smarte Anwendungen auf Basis der Loxone-Technologie, z. B. zur Steuerung von Licht, Temperatur oder Rollläden

Herausforderungen

Eine zentrale Herausforderung bestand darin, moderne Technologien in den Plattenbauten zu integrieren – insbesondere im Hinblick auf die technischen Anforderungen und die nötige Koordination vielfältiger Partner, darunter die Stadtwerke Jena Gruppe, das Universitätsklinikum Jena, Technologiepartner und Forschungseinrichtungen.

Auch die Einführung neuer Anwendungen wie intelligenter Heizungssteuerung, Videoklingeln oder Feuchtigkeitssensoren erforderte umfassende Schulungen sowie kontinuierliche Unterstützung der Mietenden, um eine hohe Akzeptanz und effektive Nutzung sicherzustellen. Wichtig war dabei, bereits vor Beginn der Digitalisierung klare Ziele zu definieren – aber auch mögliche Grenzen zu erkennen. Die enge Zusammenarbeit mit den zahlreichen Projektpartnern war dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Auch die Sicherstellung der finanziellen Mittel erwies sich als herausfordernd. Für die Umsetzung des Projekts waren erhebliche Investitionen notwendig, die durch Fördermittel und Darlehen gedeckt wurden.

Ergebnisse

Das Smarte Quartier Jena-Lobeda zeigt eindrucksvoll, wie durch eine gezielte Kombination aus moderater energetischer Sanierung und digitaler Heizungssteuerung erhebliche Energie- und Kosteneinsparungen erzielt werden können – ganz ohne umfassende Dämmmaßnahmen oder tiefgreifende bauliche Eingriffe.

Im Ergebnis konnte der spezifische Endenergieverbrauch für Raumwärme in allen drei untersuchten Gebäuden um rund 30 Prozent gesenkt werden. Parallel dazu verbesserte sich die Energieeffizienzklasse des gesamten Quartiers von D auf B – ein großer Schritt in Richtung Klimaneutralität. Klicken Sie sich durch die Grafik rechts, um sich die Ergebnisse der drei Gebäude im Vergleich anzusehen.

Mit einem Anteil von 50 % mietpreisgebundenen Wohnungen wurde gezielt eine attraktive Bewohnerstruktur gefördert – ein wichtiger Beitrag für ein ausgewogenes Miteinander und den Zusammenhalt im Quartier. 

Auch die Umwelt profitiert: Der spezifische CO₂-Ausstoß liegt nun bei nur noch 11,7 kg/m²a. Möglich wurde das durch die bedarfsgerechte Steuerung der Fernwärmeversorgung und den bewussten Verzicht auf ineffiziente Warmwasserzirkulation, was zugleich die Betriebskosten spürbar senkt. Zudem entfallen durch das neue System regelmäßige Aufwände wie Legionellenbeprobungen.
 

Vergleich der drei Liegenschaften vor und nach der Sanierung

Fazit

Die Bewertung der Maßnahmenkombination zeigt: Gerade in typischen Plattenbauten mit hohem A/V-Verhältnis und effizienter Fernwärmeversorgung kann durch punktuelle Sanierung und intelligente Steuerungstechnologien ein optimaler Kosten-Nutzen-Effekt erzielt werden. Ein Wärmedämmverbundsystem hätte hier in keinem wirtschaftlich sinnvollen Verhältnis zur erzielbaren Energieeinsparung gestanden.

Damit liefert das Smarte Quartier ein übertragbares Beispiel dafür, wie bezahlbares, digitales und energieeffizientes Wohnen im Bestand heute bereits möglich ist – und das mit überschaubarem Aufwand.

Kontakt

Das Profilbild zeigt Thomas Koutalidis

Thomas Koutalidis

KEDi Experte Effizienztechnologien und -maßnahmen

Gunnar Poschmann

jenawohnen GmbH Leiter Kommunikation

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