Webinar | Förderprogramme für Industrie-KMU

Oliver Lübker – Experte mit Fokus auf Förderprogramme für Unternehmen / Industrie in der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena)

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Zusammenfassung

In Deutschland gibt es zwischen 5.000 und 6.000 staatliche und private Förderprogramme, die von der Kommunal-, Landes-, Bundes- und EU-Ebene kommen.
Die Förderdatenbank der Bundesregierung listet etwa 2.300 Programme und kategorisiert diese nach Anbietern und Zielgruppen.
Etwa 25% der Programme zielen auf Unternehmen ab, darunter auch solche im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien (227 Programme).

Fokus auf Förderprogramme für Unternehmen
Von den 2.300 Programmen richten sich 1.300 an Unternehmen, 67 davon sind speziell für Energieeffizienz und erneuerbare Energien relevant.
Es gibt verschiedene Förderarten, von Zuschüssen über Kredite bis hin zu Garantien.

Wichtige Programme und Budgets
Großprogramme wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (10 Milliarden Euro), der klimafreundliche Neubau (über 2,5 Milliarden Euro) und die Förderung von Elektroautos (2,5 Milliarden Euro).
Spezielle Programme wie die Energieberatung für Unternehmen und die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze.

EU-Förderung und Beihilferegelungen
Beihilfen sind auf EU-Ebene grundsätzlich verboten, aber es gibt Ausnahmen (z. B. De-minimis-Beihilfen bis zu 300.000 Euro und die AGVO bis zu 30 Millionen Euro).

Neuerungen
Besondere Erwähnung finden die Klimaschutzverträge (Carbon Contracts for Difference), die Betriebskosten statt Investitionskosten fördern und Unternehmen Planungssicherheit bieten sollen.
 

Behsad Ghanei – Technischer Referent für Energieeffizienz in der Wirtschaft bei dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)

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Zusammenfassung

Seit 2019 gibt es die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW), die sowohl Zuschuss- als auch Kreditvarianten anbietet. Ziel ist es, Unternehmen durch Förderung zu mehr Energie- und Ressourceneffizienz zu bewegen.
Fokus auf private Unternehmen, teilweise auch kommunale und staatliche Betriebe, die eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben. Es gibt jedoch spezifische Kriterien zur Förderfähigkeit von kommunalen Unternehmen.
Varianten: Zuschuss, Kredit und Tilgungszuschuss, Wettbewerb

Modul 1: Querschnittstechnologien
Förderung energieeffizienter Querschnittstechnologien, wie z. B. Motoren, Ventilatoren, Pumpen und Druckluftsysteme, die zur Steigerung der Energieeffizienz in industriellen Prozessen beitragen.
Es werden nur Maßnahmen gefördert, die bestehende Systeme ersetzen (Bestandsaustausch). Die vorhandenen Anlagen müssen mindestens fünf Jahre in Betrieb gewesen sein, damit die neue Anlage gefördert werden kann.
Anlagen, die der Gebäudetechnik dienen, wie z. B. Lüftungen für Hallen, sind von der Förderung ausgeschlossen.

Modul 2: Prozesswärme aus erneuerbaren Energien
Förderung von Technologien wie Solarthermie, Wärmepumpen, Geothermie und Biomasse, die zur Erzeugung von Prozesswärme verwendet werden.
Ein wichtiges Kriterium ist, dass mindestens 50% der erzeugten Wärme in den Produktionsprozess fließen müssen. Es gibt strenge Anforderungen an die Effizienz der Technologien.

Modul 3: MSR, Sensorik und Energiemangement-Software
Ziel: Einführung von Energiemanagementsystemen und der dazugehörigen Sensorik und Messtechnik, um Energie- und Materialflüsse in Unternehmen zu erfassen und zu optimieren.
Wichtige Anforderungen:
Die Nutzung einer zugelassenen Energiemanagement-Software ist verpflichtend. Diese Software muss in der Lage sein, alle relevanten Daten und Sensoren zu integrieren.
Die gemessenen Daten müssen digital erfasst und in Echtzeit verarbeitet werden, um die Prozesse zu optimieren.
Es ist nicht ausreichend, Daten manuell zu erfassen (z. B. durch regelmäßige Rundgänge eines Mitarbeiters).
 Erweiterungsmöglichkeiten: Unternehmen können auch Prozesse und Produktionsanlagen umfassend mit Sensoren ausstatten, um ein voll integriertes Energiemanagement aufzubauen. Dazu gehören Temperatur-, Druck- und Wärmesensoren.

Fördergrenzen: Der Schwerpunkt liegt auf der Optimierung bestehender Prozesse. Die Förderung von grundlegenden Steuerungstechnologien, die für den normalen Betrieb einer Anlage notwendig sind, ist ausgeschlossen. Es geht darum, Effizienzsteigerungen zu erzielen, nicht den Standardbetrieb zu fördern.

Modul 4: Energie- und ressourcenbezogene Optimierung von Anlagen und Prozessen – Basisförderung / Premiumförderung und Dekarbonisierungsbonus
Zweigeteiltes Modul: „Basis“ für standardisierte Technologien mit klar definierten Einsparungen, und „Premium“ für komplexere, maßgeschneiderte Effizienzmaßnahmen.
Der Bestandsaustausch ist nicht zwingend erforderlich, aber die Einsparungen müssen durch ein umfassendes Energiekonzept nachgewiesen werden, oft in Zusammenarbeit mit einem Energieberatenden.

Modul 5: Transformationspläne
Unternehmen erstellen einen umfassenden Transformationsplan, um langfristig CO₂-Emissionen zu reduzieren und nachhaltige Produktionsprozesse zu implementieren.
Dieser Plan soll Ziele für die nächsten zehn Jahre setzen und Maßnahmen zur Erreichung der Reduktionsziele aufzeigen. Das Modul wird nicht direkt vom BAFA, sondern vom VDI/VDE betreut.

Modul 6: Elektrifizierung von kleinen Unternehmen
Im Zuge der Energiekrise 2022 eingeführt: Förderung von Maßnahmen zur Elektrifizierung von Prozessen, die zuvor fossil betrieben wurden. Ein Beispiel ist der Austausch von gasbetriebenen Gabelstaplern durch elektrische Varianten.
Der Fokus liegt dabei auf dem Ersatz fossiler Technologien durch erneuerbare Energiequellen, insbesondere Elektrizität.

Wichtige Hinweise
Gebäudeinvestitionen und Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäudetechnik sind nicht förderfähig, sondern fallen unter andere Programme wie die BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude).
Die geförderten Maßnahmen müssen immer auf industrielle Prozesse abzielen, nicht auf Verwaltungs- oder Gebäudetechnik.
Der Prozess der Antragstellung ist relativ formal und erfordert technische Nachweise, insbesondere für die Module, die komplexere Technologien oder Prozessoptimierungen umfassen.
 

Petra Bühner – Prokuristin und technische Expertin für Energieeffizienz bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

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Zusammenfassung

Die KfW bietet verschiedene Kreditvarianten zur Förderung von Energie- und Ressourceneffizienz an. Bei den KfW-Programmen ist immer ein Finanzierungspartner dabei. Unternehmen können über ihre Hausbanken die Kredite beantragen.
Wichtiges Merkmal der KfW-Kreditprogramme ist die Möglichkeit, einen „vorzeitigen Maßnahmenbeginn“ zu beantragen, was besonders nützlich ist, wenn Projekte schnell gestartet werden müssen.

Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz (EEW) – Kreditvariante
Die KfW bietet die Kreditvariante der BAFA-Förderung mit Tilgungszuschüssen an. Ein großer Vorteil dieser Variante ist die Möglichkeit, den Zinssatz durch eine Förderung um bis zu 50 Basispunkte zu reduzieren.
Die Kombination aus zinsgünstigem Kredit und Tilgungszuschuss macht diese Variante besonders attraktiv für Unternehmen, die eine Finanzierung benötigen und dennoch von Fördergeldern profitieren wollen.

Neues Programm „Produktionsanlagen und Prozesse“ (Start: 24.10.2024)
Förderinhalt: Dieses Programm zielt darauf ab, die Energieeffizienz in Produktionsanlagen und Prozessen zu steigern. Es ist flexibel in der Anwendung, sodass Unternehmen umfassende Investitionen in ihre Produktionsanlagen tätigen können.
Wichtigste Anforderungen: Das Unternehmen muss eine Reduktion der CO₂-Emissionen um mindestens 15% im Vergleich zu einer Standardanlage nachweisen können. Zusätzlich muss ein Transformationsplan vorliegen, der das Ziel enthält, die Treibhausgase in den nächsten zehn Jahren um 40% zu senken.
Zielgruppe: Unternehmen, die größere Investitionen planen, z. B. für Wärmerückgewinnung, Prozesskälte, Antriebstechnik oder Digitalisierungstechnologien.

Klimaschutzoffensive für Unternehmen (Modul G Green IT)
Ziel: Verbesserung der Energieeffizienz in Rechenzentren durch die Implementierung von Managementsystemen, die auf dem „Verhaltenskodex für Rechenzentren“ basieren.
Gefördert werden sowohl Hardware-Investitionen (Server, Kälteanlagen) als auch Softwarelösungen, die den Stromverbrauch in Rechenzentren reduzieren.
Fördervoraussetzung: Die Einrichtung eines Managementsystems zur Überwachung und Optimierung der Energienutzung in Rechenzentren gemäß den Standards der DIN 50.600.

Digitalisierungskredit (EIB) für allgemeine Digitalisierungsmaßnahmen
Ziel: Finanzierung von Projekten zur Digitalisierung von Prozessen und Produktion in Unternehmen, auch wenn sie nicht direkt zur Energieeinsparung beitragen.
Beispiele: Einsatz von KI zur Prozessoptimierung, Robotik, Softwarelösungen und IT-Infrastruktur.

Erneuerbare-Energien-Programm
Dieses Programm richtet sich an Unternehmen, die erneuerbare Energien zur Stromerzeugung oder Eigennutzung implementieren wollen. Es zielt darauf ab, Unternehmen zu unterstützen, die ihren Strombedarf durch Photovoltaik oder andere erneuerbare Energien decken wollen.

• KfW: Das hängt sehr vom Antrag ab, je besser der Antrag ist, je mehr die Daten konsistent sind, alle Angaben enthalten sind, umso schneller geht es. Die Spannbreite von Einreichung eines Antrages bis zur Bewilligung, reicht von wenigen Tagen bis Monaten. Monate dauert es aber nur dann, wenn es viele Rückfragen zu einem Programm gibt. 
• BAFA: Länger als 3 Wochen müssen die Antragsteller, egal für welches Modul, in der Regel nicht warten bis sie eine erste Antwort bekommen. Die erste Antwort kann bereits ein Zulassungsbescheid oder eine Rückfrage zum Antrag sein - hier kommt es darauf an, ob nur eine Sache gefehlt hat oder der Antrag mangelhaft ist. 

Die Förderung soll stets einen Anreiz darstellen. Das BAFA fördert daher lediglich die erstmalige Beschaffung einer Energiemanagementsoftware im Unternehmen. Es ist für das BAFA grundsätzlich irrelevant, ob im Förderantrag die Beschaffung einer Lizenz zur uneingeschränkten Nutzung der Software oder eines 10-Jahres-Vertrags für einen Cloud-Dienst aufgeführt wird. Letztendlich fördert das BAFA die tatsächlichen Kosten im sog. Bewilligungszeitraum (Maßnahmenumsetzungszeitraum nach Erhalt der Förderzusage).

Richtig. Zurzeit wird dies vom BAFA beschränkt, da oft nicht sicher ist, ob die vorhandene Energiemanagementsoftware den geforderten Ansprüchen gerecht wird. Des Weiteren wurde auch des Öfteren z. B. LabView, Excel, Simulink, WinCC, etc. als Energiemanagementsoftwareeinbindung angegeben, die aber in der Regel nicht ausreichen.

Das BAFA testet die Software nicht, sondern schaut sich die Dokumentation an und vertraut darauf, dass die Dokumentationen ordentlich sind. Die Listung bedeutet jedoch trotzdem nicht, dass auch die Förderung/der Antrag am Ende auf jeden Fall bewilligt wird. Wenn ein Antragsteller eine Software aus der Liste nimmt und nur die Bürogebäude mit Sensoren ausstatten lassen will, ist der Antrag nicht förderfähig, obwohl die Software gelistet ist. 

Es muss nur eine Bestätigung erfolgen, dass die 15 % Einsparung eingehalten werden. Berechnung kann beispielsweise auf Basis der Daten aus Herstellernachweisen und Produktdatenblättern erfolgen.

Nein, die 15 % beziehen sich nicht auf den gesamten Unternehmensverbrauch, sondern auf die jeweilige Maßnahme oder Anlage. Das heißt jedoch, wenn es eine Digitalisierungsmaßnahme ist, die im Rahmen eines Energiemanagementsystems den gesamten Stromverbrauch im Unternehmen optimieren soll, dann beziehen sich die 15 % auf den gesamten Stromverbrauch im Unternehmen. 

Nein, es ist leider kein Tilgungszuschuss angedacht, da es keine Bundesmittel für dieses Förderprogramm gibt. 

Es ist nicht kombinierbar, sobald Beihilfe mit dabei ist. Im Förderprogramm 292 gibt es auch eine sog. beihilfefreie Variante, die der Antragsteller wählen kann. Wenn Antragssteller bereits Förderung über Bundesmittel haben, dann ist die Beihilfe in der Investition schon abgebildet und es nicht mit dem Programm 292 kombinierbar.

Es gibt ein Förderprogramm für Energieffizienz in Hessen, PIUS-Invest, welches aufgrund hoher Nachfrage zurzeit pausiert. Für Hessen gibt es auch ein Innovationsprogramm, unter dem Digitalisierungsvorhaben förderfähig sind. Grundsätzlich werden im KEDi-Förderwegweiser bisher nur die aktiven Förderprogramme angezeigt, die man auch aktuell beantragen kann.