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Digitale Heizungsoptimierung: Effizienz durch den Digitalen Zwilling

Smarte Heizungssteuerung in einem Mehrfamilienhaus mit Gewerbeeinheiten

Wohn- und Gewerbefläche in Berlin-Rudow.

Wie kann ein Bau aus den 1980er-Jahren heute energieeffizient und digital gesteuert werden – ohne umfangreiche Umbauten? Ein Wohn- und Gewerbeobjekt in Berlin-Rudow zeigt, wie intelligente Technologien wie der Digitale Zwilling messbare Einsparungen und mehr Komfort ermöglichen.

Dabei wird durch die datenbasierte, vorausschauende Regelung nicht nur der Energieverbrauch drastisch reduziert, sondern auch der Wohnkomfort maßgeblich verbessert. Ganz ohne aufwendige bauliche Eingriffe lassen sich so bestehende Systeme intelligent vernetzen – ein nachhaltiger Schritt in Richtung klimafreundlicher Gebäudebewirtschaftung.

Ort: Berlin-Rudow, Alt-Rudow 12357
Gebäudetyp: Mehrfamilienhaus mit gewerblicher Nutzung
Umsetzungsjahr: 2022
Beheizte Fläche: 1.800 m²
Energieeinsparung: 27%

Ausgangszustand

Montage der Sensorik.

Das Gebäude in Berlin-Rudow ist ein typisches Mehrfamilienhaus aus den 1980er-Jahren mit 12 Wohneinheiten und mehreren Gewerbeeinheiten. Beheizt wurde das Haus bislang mit einer zentralen Gas-Brennwerttherme (120 kW), die zwei getrennte Heizkreise bedient: einen für die Wohnungen und einen für die Gewerbeflächen.

Die Heizanlage funktionierte technisch einwandfrei. Doch sie arbeitete nach dem klassischen Prinzip im Standartwerbetrieb und nicht bedarfsgerecht: Wärmebereitstellung nach fixer Heizkurve und starren Zeiten – unabhängig davon, ob sie gebraucht wurde oder nicht.

Das bedeutete: Ein stabiler, aber zu hoher Energieverbrauch – was steigende Kosten für alle, als auch eine unnötige Umweltbelastung bedeutet. Ein Austausch der Anlage kam nicht infrage: zu teuer, zu aufwändig. Gesucht wurde deshalb eine Lösung, die mit dem Bestand arbeitet – nicht gegen ihn.

Die Lösung: Digital nachrüsten statt teuer sanieren

Maßnahmen & Umsetzung

Die Eigentümerinnen und Eigentümer entschieden sich 2022 für einen Optimierungsservice und die Dekarbonisierungsplattform durch den digitalen Optimierungsansatz von KUGU. Ziel war es, die bestehende Anlage smarter zu steuern – ohne bauliche Eingriffe und ohne hohe Investitionen.

Der gewählte Weg: ein digitaler Zwilling. Auf Basis von Messdaten, Gebäudestruktur und Wetterinformationen wurde ein Modell des thermischen Verhaltens des Hauses erstellt. Dieses Modell bildet die Grundlage für das Energie Monitoring,  welches eine vorausschauende Heizungssteuerung darstellt, die laufend angepasst wird – je nach Bedarf und Umgebungsbedingungen.

Ansicht der optimierten Heizkurve im System. (Monitor-Energy-Optimization)

Ergebnisse

v.r.n.l. Thomas Koutalidis (KEDi), Dominik Unger (Gewobag ED), Christopher von Gumppenberg (KUGU Home GmbH) und Stefania Molinari (KEDi).

Energieeinsparung
Während der Heizperiode 2023/2024 wurde eine Energieeinsparung von 27 Prozent erreicht. Bei einem Gesamtverbrauch von 324.000 kWh entspricht dies einer absoluten Einsparung von 87.480 kWh und etwa 20 Tonnen CO₂ Äquivalent einspart.

Kostenvorteile & Umlagefähigkeit
Dank § 7 Abs. 2 Heizkostenverordnung war die Maßnahme komplett umlagefähig. Die geringen Investitionskosten wurden verteilt, während Mietende ab einer Einsparung von 10 Prozent direkt profitieren.

Zukunftssicherheit
Durch die smarte Steuerung wurde die Effizienzklasse des Gebäudes um zwei Stufen verbessert. Die Lösung ist Smart Meter Gateway-kompatibel und kann jederzeit erweitert werden.

Herausforderungen & Besonderheiten

Ein zentraler Baustein für den Erfolg war der digitale Zwilling: ein datenbasiertes Abbild des Gebäudes, das sein thermisches Verhalten präzise nachbildet. Auf dieser Grundlage konnte die Heizung so gesteuert werden, wie es zum tatsächlichen Bedarf passte – nicht mehr nach starren Vorgaben, sondern flexibel, vorausschauend und effizient.

Die Installation und Umsetzung selbst verliefen unkompliziert in wenigen Stunden. Da im Vorfeld geprüft wurde, ob die bestehende Anlagentechnik kompatibel ist, waren keine technischen Hürden zu erwarten – und so kam es auch. Die Integration konnte ohne Störungen im laufenden Betrieb erfolgen.

Digitalisierung als Hebel

Dieses Projekt zeigt, dass energetische Optimierung auch ohne große Umbauten möglich ist – wenn man die richtigen Hebel kennt. Digitalisierung muss nicht teuer sein, um wirksam zu werden. Für Eigentümerinnen und Eigentümer bietet sie eine realistische, pragmatische Lösung: geringere Kosten, mehr Komfort, weniger Emissionen – ohne den Heizkeller komplett neu erfinden zu müssen.

Kontakt

Ein Portrait von Thomas Koutalidis

Thomas Koutalidis

KEDi Experte Effizienztechnologien und -maßnahmen

Christopher von Gumppenberg

KUGU Home GmbH Mitgründer und Geschäftsführer

Dominik Unger

Gewobag ED Leiter des technischen Service

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